Kitapreis 2014: Erste Auszeichnung vorbildlicher Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen

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Beitragsbild_Kindertagesstätte Weidenstraße, Niederkassel Architektur: Architekten Fischer+Fischer BDA, Köln;
Landschaftsarchitektur: Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt Martin Tochtrop Foto: Fischer+Fischer

Große Architektur für die Kleinsten: 17 Kitas mit dem „Kitapreis 2014“ ausgezeichnet

Zum ersten Mal vergeben das Land Nordrhein-Westfalen und die Architektenkammer NRW einen Preis zur Auszeichnung besonders gelungener Kindertageseinrichtungen. Aus 151 eingereichten Arbeiten wählte eine unabhängige Jury 17 vorbildliche Kindergärten und Kindertagesstätten für den„Kitapreis NRW 2014“ aus. „Dieser Preis ist deshalb gelungen, weil er auch dazu beiträgt, einen sehr wichtigen Bildungsbereich aufzuwerten: die frühkindliche Bildung und die Arbeit in den Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen“, erklärt die nordrhein-westfälische Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, Ute Schäfer. „Dass sich die Architektenkammer NRW hier engagiert, freut mich sehr.“ Die Ministerin wird die Auszeichnungen am 3. November 2014 in einer feierlichen Preisverleihung im Düsseldorfer Museum K21 gemeinsam mit dem Präsidenten der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Ernst Uhing, überreichen.

„Die Bauaufgabe Kindergarten oder Kindertagesstätte ist grundsätzlich von hoher Bedeutung, formt sie doch die Lebenswelt unserer Jungen und Mädchen in einem jungen Alter“, betont Kammerpräsident Ernst Uhing. „Vor dem Hintergrund des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz für Unter-Dreijährige kommt dieser Bauaufgabe gegenwärtig eine besondere Bedeutung zu.“ Kommunen, Kirchen und private Trägervereine haben in jüngster Zeit viele Anbauten und Neubauten in Auftrag gegeben. „Unsere Kinder können sich am besten in guter Architektur entfalten“, hob Prof. Thomas Zimmermann in der Jurysitzung hervor. Der Frankfurter Architekt hat mit seinem Büro „raum z architekten“ selber bereits eine Vielzahl von Kita-Bauten realisiert. Als Vorsitzender führte er die Jury durch ein anspruchsvolles Auswahlverfahren.

Kriterien, nach denen die Jury urteilte, waren: Aufenthaltsqualität (Elementarpädagogische Nutzungsund Aufenthaltsqualität, Funktion), Gestaltungsqualität (Städtebauliche Einbindung, Architekturqualität, Qualität des Innenraums, Qualität des Außenraums) und Planungsqualität (Qualität im Planungsprozess, Wirtschaftlichkeit, Ökologie). „Architektur für Kinder zeichnet sich dadurch aus, dass viele kleine Elemente eine Einheit bilden“, erklärte Prof. Zimmermann sein Verständnis der Bauaufgabe. „Eine Kindertageseinrichtung – egal welcher Größenordnung – muss als ein Haus wahrgenommen werden.“

In drei Rundgängen hatte die Jury 20 Objekte ausgewählt, die Anfang Juli in Bereisungen und intensiven Recherchen überprüft wurden. Letzten Endes wurden 17 Bauten für den ersten Kitapreis NRW ausgewählt. Drei Auszeichnungen gehen nach Bonn, je zwei nach Köln und Münster.

Mit der Auszeichnung wollen das Land Nordrhein-Westfalen und die Architektenkammer NRW die Bedeutung der Architekturqualität von Kitabauten herausstellen und ihren positiven Einfluss auf die Lern und Lebenswelt von Kindern im Alter bis zu sechs Jahren betonen. Zugleich soll das Verfahren Träger von Kindertageseinrichtungen anregen, der baulichen Qualität ihrer Anlagen besondere Beachtung zu schenken.

Der Kitapreis 2014 richtete sich an alle Träger von Kindertageseinrichtungen als Bauherren sowie an alle Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, die in gestalterischer und pädagogischer Hinsicht vorbildliche Neu- und Umbaumaßnahmen in, an und im Umfeld von Kindertageseinrichtungen realisiert haben. Prämiert wurden Neubauobjekte, Maßnahmen an bestehenden Bauten von Kindertageseinrichtungen und Umfeldgestaltungen, die den Bewertungskriterien der Auslobung in besonderer Weise entsprechen. Alle ausgezeichneten Kitas liegen in Nordrhein-Westfalen und wurden im Zeitraum zwischen dem 01.01.2008 und dem 09.05.2014 fertiggestellt.

Die öffentliche Überreichung der Preise findet am 3. November 2014 im K21 in Düsseldorf statt. Nach der Preisverleihung werden die Arbeiten in einer Ausstellung
öffentlich präsentiert.

Erster Kitapreis Nordrhein-Westfalen 2014

Gleichrangige Preise: (alphabetisch nach Städten)

Kita UniKids Ruhruniversität, Bochum

Wörmann Architekten, Ostbevern; FSWLA Landschaftsarchitektur, Düsseldorf
Jurybegründung (Auszug): „Das als Ergebnis eines Wettbewerbs entstandene Gebäude definiert sich über ein großformatiges Raster, das als Primärstruktur die einzelnen Funktionsbereiche in unterschiedlicher Geometrie und Kubatur aufnimmt. An der Schnittstelle der Universitätsbauten zu der parkähnlichen Ruhrtallandschaft gelegen, greift das konstruktive Grundgerüst die Architektur der Hochschule auf und stellt gleichzeitig den Übergang zur Landschaft her.“

Internationale Kita, Bonn

hirner & riehl architekten bda, München; grabner + huber landschaftsarchitekten, Freising
„Die Jury lobt […] die hohe Qualität der Detaillierung und das harmonische Farbkonzept. Mit seinen angenehm zurückhaltenden Proportionen fügt sich das Gebäude in seine prominente bauliche Umgebung wie selbstverständlich ein. Die Gestaltung der Außenanlagen und der Dachterrassen entspricht der qualitätvollen Architektur des Bauwerks.“

Kita Warschauer Straße, Bonn

Architekten Janssen + Becker-Wahl, Köln; die3landschaftsarchitektur Brückmann + Platz GbR, Bonn
„Der ruhig gestaltete, gestreckte Gebäuderiegel stellt eine überzeugende bauliche Geste an der Nahtstelle eines verdichteten Wohnviertels aus den 70er-Jahren zu der angrenzenden Reihenhausbebauung dar. Ebenso konsequent wie der städtebauliche Ansatz ist die Anwendung der Entwurfsprinzipien der Klassischen Moderne. Das Bauwerk besticht durch seine ausgewogenen Proportionen und klar gegliederten Fassaden.“

Kita Universitätsklinikum, Bonn

Hahn Helten+ Ass. Architekten, Aachen; Studio LCD Alexander Baumgarten, Köln; 3+ Freiraumplaner,
Aachen; Innenarchitektur Anne Kloeters, Aachen
„Als Kindertagesstätte mit zehn Gruppen weist das Bauwerk durch seinen klaren zweibündigen Grundriss sowie durch kompakte, multifunktionale Nebenräume der Gruppenbereiche eine überschaubare Zonierung auf und ermöglicht eine gute innenräumliche Orientierung. Die großzügigen Spielflure und die lichtdurchflutete zentrale Halle zeichnen sich durch eine angenehme Atmosphäre aus, die durch künstlerische Elemente […] unterstützt wird.“

Baumhaus, Bünde

Lauhoff Architekten, Bünde
„Ein Baumhaus ist der Traum eines jeden Kindes. Hier wurde er zur Aufwertung einer Kindertageseinrichtung aus den siebziger Jahren formal und konstruktiv stimmig umgesetzt. Die verwinkelten Innenräume, die schräggestellten Stützen und die Holzverkleidung der Fassaden greifen die Idee kindlicher Spontanarchitektur abstrahierend auf und kontrastieren wirkungsvoll mit dem Bestand.“

Kath. Kindergarten Heilig Geist, Dinslaken

Eling Architekten, Wesel
„Der niedrige, gestreckte Baukörper ist durch seine lebhafte Klinkerfassade angenehm texturiert und wird durch regelmäßige Einschnitte wirkungsvoll gegliedert. Die Grundrisslösung ist mit ihrem eindeutig definierten Eingang und den hintereinandergeschalteten Gruppenbereichen straff organisiert, durch geometrische Einschübe, zwischengeschobene Spielkojen und differenziert gestaltete Verkehrsflächen aber dennoch kindgerecht.“

Luise-Nolte-Familienzentrum, Düsseldorf

mrr architekten, Düsseldorf; Freiraumplus Landschaftsarchitekten, Krefeld
„Der Neubau fügt sich aufgrund seiner Maßstäblichkeit, seiner subtilen Reaktion auf die Topografie und das monochrome Farbkonzept harmonisch in das Gebäudeensemble eines Kinderheims aus den fünfziger Jahren ein. Es entsteht eine überzeugende städtebauliche Figur, die den Straßenraum fasst und einen attraktiven geschützten Innenhof mit vielfältigen Spielmöglichkeiten umschließt. Die eigens für das Projekt entwickelten Fassaden zeichnen sich gleichermaßen durch ihre durchdachte Konstruktion und eine herausragende Qualität der Gestaltung aus.“

Kita Miniapolis im Thyssen Krupp Quartier, Essen

JSWD Architekten, Köln; Chaix & Morel et Associés, Paris; KLA kiparlandschaftsarchitekten, Duisburg/Mailand
„Die Architektur des Bauwerks folgt dem Form- und Materialkanon der Hauptgebäude, zeigt jedoch durch die Fassadentextur und die Fenstergliederung eine der Bauaufgabe angemessene Kleinteiligkeit. […] Die Jury lobt […] das zurückhaltende, harmonische Farbkonzept und die sauber detaillierten räumlichen Einbauten, die vielfältige Aus- und Durchblicke ermöglichen.“

Kinderhaus, Heiligenhaus

Heiermann Architekten, Köln
„Das in einem Neubaugebiet auf der ‚grünen Wiese‘ errichtete Projekt überzeugt durch die klare Gliederung der Baumasse in vier Baukörper mit flachen Pultdächern, die sich um einen kleinen Innenhof gruppieren. […] Die Jury hebt insbesondere die zahlreichen räumlichen Bezüge und Durchblickmöglichkeiten positiv hervor. Die räumlichen Anforderungen an die inklusive Betreuung wurden vorbildlich umgesetzt.“

Kinderhaus der Universität zu Köln

Böttger Architekten BDA, Köln
„Das Konzept der Aufgliederung des umfangreichen Raumprogramms in vier differenziert gestaltete kubische Baukörper führt zu einer angenehmen Maßstäblichkeit der Gesamtanlage und zu einer nachvollziehbaren Adressbildung der einzelnen Betreuungsbereiche, obwohl diese im Gebäudeinneren deutliche funktionale Verschränkungen aufweisen. Die Orientierung sämtlicher Bereiche zu der zentralen ‚Piazza‘ und ihre Verknüpfung durch Galerien und Sichtbezüge schaffen sowohl extrovertierte als auch
introvertierte Zonen.“

Kindertagesstätte „Im Kamp“, Köln

3pass Architekt/innen Koob.Kusch BdA; Lill + Sparla Landschaftsarchitekten Ingenieure, Köln
„Der zweigeschossige Gebäuderiegel bildet städtebaulich sinnvoll den Abschluss eines Wohngebietes zur offenen Landschaft. Seine expressive Gestaltung führt zu einer eindeutigen Adressbildung und ermöglicht die Identifikation mit dem Ort. Dies gilt umso mehr, als die Fassaden in kindgerechtem Maßstab ohne Rückgriff auf Stereotype gestaltet sind. […] Die Verwendung von hellgrün durchgefärbtem Beton in Verbindung mit Parkettfußboden vermittelt eine gleichermaßen hochwertige wie robuste Atmosphäre.“

Kindertagesstätte mit Familienzentrum, Krefeld

Kempen | Kleinheyer Architekten, Krefeld; Blank und Franke Landschaftsarchitekten, Neuss
„Der ungewöhnliche Entwurfsansatz, ein nicht mehr genutztes Schulgebäude […] zu einer Kindertagesstätte mit Familienzentrum umzunutzen, wird konsequent umgesetzt. Die ursprünglich maßstabssprengende Fassade wird durch behutsame Eingriffe wie der Veränderung der Fensterformate, das farbliches Absetzen des 3. OG und der Verlegung des Eingangs gestalterisch besser in die vorhandene Gebäudezeile eingebunden.“

Kita und Gemeindezentrum Bethlehemkirche, Meerbusch

hecker architekten, Düsseldorf
„Der als Ergebnis eines Wettbewerbs entstandene Neubau der Kita und des Familienzentrums verfolgt ein eindeutiges städtebauliches Konzept. […] Die Jury lobt insbesondere die saubere Detaillierung und Fügung sämtlicher Bauteile. Mit einfachen Materialien und einer disziplinierten Entwurfshaltung sind hier ein überzeugendes städtebauliches Ensemble und ein Bauwerk von äußerst hochwertiger Anmutung entstanden.“

Kita Münster-Hiltrup

Stadtraum Projekt, Münster
„Inmitten eines neu entstandenen Wohnquartiers, das sich vorwiegend an junge Familien wendet, wird die Kindertageseinrichtung wie selbstverständlich in einem Gebäudeensemble integriert. Die flexible Gestaltung des Grundrisses ist darauf ausgerichtet, bei Bedarf mit einfachen baulichen Maßnahmen eine Umnutzung in altengerechte Wohneinheiten zu ermöglichen. […] Der Beitrag stellt eine wichtige Antwort auf die baulichen Herausforderungen des demografischen Wandels dar.“

Kindertagesstätte Universitätsklinikum, Münster

Burhoff und Burhoff Architekten, Münster; frei[RAUM]planung, Münster
„Der Beitrag überzeugt durch seinen gelungenen Lösungsansatz in der räumlichen Organisation einer großen Kindertageseinrichtung mit zehn Gruppen. Es gelingt den Verfassern, eine kindgerechte Kleinteiligkeit der Innenräume zu wahren. Insbesondere sind die nach den Prinzipien der Reggio-Pädagogik entwickelten Gemeinschaftsflächen lobend hervorzuheben.“

Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung Holtrode, Münster

Burhoff und Burhoff Architekten, Münster;
„Die am Rande eines Neubaugebiets errichtete Kindertagesstätte fügt sich als gestreckter Baukörper gut in die weiträumige münsterländische Landschaft ein. Folgerichtig wurde die Außenspielfläche nahezu übergangslos zu den umliegenden Wiesen- und Weideflächen gestaltet. […] Die unspektakuläre, farblich zurückhaltende Anmutung der Innenräume gibt den Kindern viel Raum zur eigenen Entfaltung.“

Kindertagesstätte Weidenstraße, Niederkassel

Architekten Fischer+Fischer BDA, Köln; Landschaftsarchitekt Martin Tochtrop
„Da Bezüge zur Umgebung nicht bestehen, wurde eine formal eigenständige Architektursprache entwickelt,
die ein funktional klares, rechtwinklig geprägtes Grundrisskonzept durch Wölbungen und Rundungen
variiert. Hierdurch werden ein räumlich überzeugender Eingang und eine attraktive ausgeweitete
Flurzone als Spielbereich geschaffen.“

 

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Ein Kommentar

  1. Matthias Bruchmann on

    Erstmals verleihen das Land Nordrhein-Westfalen und die Architektenkammer NRW in diesem Jahr den “Kitapreis NRW“ für herausragende Kita-Architekturen.

    Das Thema ist – nicht zuletzt aufgrund der Betreuungsplatzgarantie für Unter-Dreijährige – hoch aktuell, was sich auch in den Teilnehmerzahlen spiegelte:

    151 Kita-Bauwerke wurden eingereicht, 17 Preise wurden von der Jury festgelegt.

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