Gaunern (fast) auf den Leim gegangen

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Trickbetrüger treiben ihr Unwesen: Egal ob am Telefon oder an der Haustüre. Jetzt wurde sogar ein Unternehmen aus Obersulm im Kreis Heilbronn Opfer von Betrügern.

Wolfram Stendel vor der Befütterungsanlage für Pferde, die die Chinesen bestellt hatten

Immer wieder schlagen sie zu: Mal versuchen es die Betrüger im kleinen Stil mit Privatpersonen, manchmal aber auch im großen Stil mit Firmen; wie kürzlich bei einem Unternehmen aus Bretzfeld, das von Gaunern aus dem Ausland um mehrere zehntausend Euro geprellt wurde. Soweit ist es bei der Firma WEINSBERGER aus Obersulm zum Glück nicht gekommen. In letzter Minute konnte sie Betrügern aus China noch ein Schnippchen schlagen – trotzdem ist der Schaden erheblich.

Warenwert: Eine Million Euro

Wolfram Stendel schüttelt den Kopf, so etwas hat der 88-jährige Firmengründer in 60 Jahren WEINSBERGER INTERNATIONAL noch nicht erlebt: Ein Großauftrag aus China, der sich am Ende als Großbetrug entpuppte. Man habe bisher eigentlich gute Erfahrungen mit China gemacht, sagt Stendel. Jetzt sei man bitter enttäuscht. Im Dezember vergangenen Jahres trudelte überraschend der Auftrag der Chinesen bei den Spezialisten für Besonnungsanlagen und Fütterungssysteme ein: “Der Auftrag umfasste eine Größenordnung von 997.000 Euro, was uns natürlich sehr freute”, so der Firmengründer.

Diese Befütterungsanlage orderten die Chinesen

In allen Einzelheiten ging das Unternehmen den Wünschen der Chinesen nach – natürlich erst nachdem der Vertrag gründlich geprüft worden war. Alles schien juristisch korrekt und wasserfest. Es folgte die Vertragsunterzeichnung bei einem Notar in Peking. 1.500 Futter-Dosiergeräte, die vor allem in Gestüten zum Einsatz kommen, inklusive der dazugehörenden Steuergeräte, wollte die Firma aus Shanghai kaufen. Allerdings unter der Bedingung, dass innerhalb von nur acht Wochen geliefert werden muss.

Kraftakt

“Wir haben in drei Schichten gearbeitet, um diesen Terminwunsch zu erfüllen”, erzählt Wolfram Stendel. Gearbeitet wurde auch samstags, sonntags und an Feiertagen. Ein kleiner Kraftakt für die Firma mit rund 30 Mitarbeitern. Irgendwann kam die Sache dem Geschäftsmann mit Leib und Seele und offenbar auch einem siebten Sinn doch etwas spanisch vor. Er nahm Verbindung mit der Außenhandelskammer in Shanghai auf.

Und siehe da – die chinesische Firma stand tatsächlich auf der sogenannten Blacklist, also der schwarzen Liste, erklärt der 88-Jährige: “Die Außenhandelskammer hat uns dann geraten, den Kontakt mit den Chinesen nicht fortzuführen.” Das bekräftigte auch das inzwischen informierte Bundeskriminalamt. Gerade noch rechtzeitig zog die Firma WEINSBERGER die Notbremse, stand jetzt allerdings vor einem anderen Problem.

Riesige Inventurgröße

Firmengründer Wolfram Stendel hat in seiner 60-jährigen Firmengeschichte so einen Betrug noch nie erlebt.

“Inzwischen war die Fertigung soweit fortgeschritten, dass wir jetzt einen sehr großen Bestand haben, also eine Inventurgröße, die wir noch nie hatten,“ so Stendel. Deshalb gibt das Unternehmen jetzt auf die Geräte aus diesem Bestand knapp 20 Prozent Sonderrabatt.

Die Betrügerfirma aus China ist übrigens von der Bildfläche verschwunden – ein Gerichtsverfahren extrem aufwendig und teuer mit nur geringen Erfolgsaussichten. Was den Geschäftsführer immer noch umtreibt, ist die Frage nach dem Warum: “Die Chinesen haben ja keinen Nutzen daraus. Ich glaube, das ist einfach nur Sport für die.”

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