Trockenheit, Turbo-Herbst und Spitzenqualität: Der Weinjahrgang 2020 in den deutschen Anbaugebieten

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Trockenheit, Turbo-Herbst und Spitzenqualität:

Der Weinjahrgang 2020 in den deutschen Anbaugebieten Der Weinjahrgang 2020 brachte bundesweit sehr gute Qualitäten hervor.

Dank des trockenen und sonnigen Herbstes konnten sich die Trauben perfekt und gesund entwickeln. Die Entwicklung der Trauben und die Erntmengen stellten sich in den Anbaugebieten allerdings sehr unterschiedlich dar.

Nach einem warmen und sonnigen Frühjahr zeigten die Reben bereits im April die ersten grünen Triebe. Pünktlich zu den Eisheiligen Mitte Mai wurde es allerdings noch einmal frostig kalt, was insbesondere in Franken, Sachsen und Saale-Unstrut sowie in Teilen Württembergs starke Frostschäden und erhebliche Ertragsverluste mit sich brachte.

Beschreibung:
Junge Reben im Frühsommer
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Bereits Ende Mai entwickelten die Reben ihre Blüten – acht bis zehn Tage vor dem durchschnittlichen Wert der letzten 30 Jahre. Entsprechend früh startete die Hauptweinlese in vielen Anbaugebieten bereits Ende August. Die anhaltende Schönwetterperiode mit hochsommerlichen Temperaturen führte dazu, dass viele Sorten gleichzeitig reif wurden, was für Zeitdruck bei der Lese sorgte. Oftmals ernteten die Winzer in den frühen Morgenstunden oder mitten in der Nacht, um die für deutsche Weine typische Frische zu erhalten.

Das Jahr 2020 wird den meisten als „Turbo-Herbst“ in Erinnerung bleiben, der oftmals schon im September beendet war. „Insbesondere die roten Sorten profitierten von der warmen Witterung. In den deutschen Weinkellern reifen vielversprechende Rotweine, die sich quer durch die Anbaugebiete schon tiefrot, mit intensiver Beeren-Aromatik und samtiger Textur präsentieren“, so das Deutsche Weininstitut (DWI). Am 30. November wurde der Jahrgang in einigen Regionen noch von einer erfolgreichen Eisweinlese gekrönt. Die Erntemenge liegt mit rund 8,6 Millionen Hektoliter leicht über der des Vorjahres und zwei Prozent unter dem zehnjährigen Mittelwert. Die Quantität ist allerdings sehr ungleich verteilt.

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Während die fränkischen Winzer eine historisch kleine Ernte verzeichnen, die 38 Prozent unter dem langjährigen Mittel liegt, konnten die Winzer an der Hessischen Bergstraße ihren Ertrag um 31 Prozent steigern.

In den beiden größten deutschen Anbaugebieten Rheinhessen und Pfalz sind mit einem Minus von einem Prozent bzw. einem Plus von sechs Prozent durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Erntemengen zu erwarten. Baden und Württemberg schätzen jeweils ein Ernteminus von zehn Prozent.

Ahr 562 Hektar

„Das Weinjahr 2020 kann auf den Punkt gebracht folgendermaßen beschrieben werden: Geringe Menge – sehr gute Qualität“, sagt Knut Schubert, Kreisgeschäftsführer vom Winzerverband Rheinland-Nassau. Nach einem niedrigen Ertrag in 2019 entspricht der Wert dieses Jahr mit voraussichtlich 39.000 Hektoliter zwar wieder dem langjährigen Mittel – er hätte aber aus Sicht der Winzer etwas mehr sein dürfen.

Die Weinberge in den Steil- und Terrassenlagen, wie sie an der Ahr typisch sind, haben besonders unter der Trockenheit gelitten. Im Bereich von Altenahr kam im Mai noch Spätfrost dazu und dämpfte die Ertragserwartung zusätzlich. Krankheiten und Schädlinge traten im gesamten Jahr so gut wie nicht auf. Auch Fäulnis gab es nahezu keine. An den Hängen der Ahr wird ausschließlich mit Hand gelesen. Hier mussten lediglich die trockengestressten Traubenteile entfernt werden. Um die verstärkte Weißweinnachfrage zu bedienen, steigt seit einiger Zeit der Anteilan Blanc de Noir an der Ahr. Und weil auch Roséweine immer beliebter werden, wurde so manche Fläche früher als üblich geerntet. „Der Weinjahrgang 2020 an der Ahr wird mit hervorragenden Weinqualitäten überzeugen können. Bei den Burgundersorten waren Mostgewichte von über 100 Grad Oechsle keine Seltenheit“, sagt Schubert. Auch die Farbwerte der Früh- und Spätburgunder sind tiefrot.

Baden 15.836 Hektar

Eine Lese so früh wie noch nie! Bereits Mitte August begannen die Winzer im südwestlichsten Anbaugebiet ihre Trauben zu ernten.

Die Badener können in diesem Jahr auf einen optimalen Witterungsverlauf mit vielen kühlen Nächten im Sommer zurückschauen. Gerade für die hier typischen Rebsorten, die Burgunder, war dies ein Vorteil. „Für die badischen Winzer war 2020 ein vergleichsweise einfaches Jahr ohne Probleme mit Krankheiten im Weinberg“, sagt der badische Weinbaupräsident Rainer Zeller.

Die Winzer konnten ein ausgesprochen gesundes Lesegut ernten. Die Weine zeichnen sich durch einen entsprechend fruchtbetonten Charakter, die Rotweine durch intensive Farbe aus. Einzig die Trockenheit sorgte für Nachteile. Durch den fehlenden Niederschlag waren die Erträge etwas niedriger, was sich vor allem an den Burgunder-Sorten zeigte. Insgesamt liegt diegeschätzte Erntemenge mit 1,1 Millionen Hektolitern 11 Prozent unter dem Vorjahreswert und 10 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Die Problematik mit der Wasserknappheit beobachten die Winzer schon seit einigen Jahren, entsprechend ernst nimmt man das Thema auch beim Weinbauverband. „In Zukunft müssen wir uns Gedanken über die Bewässerung machen“, sagt Zeller. In vielen Neuanlagen sind entsprechende technische Wasser-Systeme bereits installiert.

Franken 6.137 Hektar

Die gute Traubenqualität ist für die Franken der größte Trost in Anbetracht einer historisch kleinen Weinerntemenge. Die Winzer verzeichnen mit geschätzten 267.000 Hektolitern, das sind etwa 38 Prozent weniger als im langjährigen Mittel, die kleinste Ernte seit 35 Jahren. Das liegt auch daran, dass entlang von Main und Steigerwald in diesem Jahr gleich eine doppelte Herausforderung wartete: Erst sorgten Spätfröste im Mai insbesondere an der Mainschleife für immense Schäden. Darauf folgte eine langanhaltende Trockenperiode im gesamten Anbaugebiet. Wie Beate Leopold vom Weinbauring Franken berichtet, seien die Feuchtigkeitsreserven der Böden nach den Dürrejahren 2018 und 2019 aufgebraucht. „Wir haben keine Sättigung des Bodens mehr“, sagt sie. Die Winzer wappnen sich deshalb für die kommenden Jahre. Gegen Frostnächte sollen in Zukunft Windmaschinen helfen. Und gegen die Trockenheit installieren die Winzer vielerorts Bewässerungssysteme. Wie sehr sich all die Anstrengung lohnt, zeigt der Blick auf die fränkischen Jungweine: Sie sind fruchtbetont mit animierender Säure. „2020 ist zwar ein kleiner Jahrgang, doch der Silvaner zeigt sich als Klimagewinner und versteht es sehr gut, das fränkische Terroir mit der Trias in Szene zu setzen“, sagt Weinbaupräsident Artur Steinmann.

Hessische Bergstraße463

HektarDas kleinste aller deutschen Anbaugebieten zählt zu den glücklichen Regionen, die in diesem Jahr eine deutlich größere Erntemenge als üblich einfahren konnte. Mit voraussichtlich 38.000 Hektolitern lag die Weinmosternte rund 31 Prozent höher als im zehnjährigen Durchschnitt. Die Weinregion verzeichnet damit die kräftigste Mengensteigerung aller Anbaugebiete. Die überdurchschnittliche Ernte wurde sehr zügig eingebracht. Viel Sonne und Temperaturen von oftmals über 25 Grad hatten die Trauben schnell reifen lassen und katapultierten den Zuckergehalt nach oben. Um möglichst viel Frische im Most zu erhalten, rückten die meisten Lese-Teams in den frühen Morgenstunden oder nachts aus. Auch an der Hessischen Bergstraße war das Jahr von langanhaltender Trockenheit und heißen Temperaturen geprägt. Dadurch sind die Säurewert insgesamt etwas niedriger als gewöhnlich. Die Trauben waren durchweg sehr gesund, was ebenso auf die Witterung zurückzuführen ist: Wenig Niederschläge bedeuten auch eine geringe Anfälligkeit gegenüber Krankheiten.

Mittelrhein468 Hektar

Schon im April startete die Vegetation am Mittelrhein durch: Ein außergewöhnlich warmer Frühling erlaubte den Winzern, den Entwicklungsprozess ihrer Reben viele Tage früher als sonst zu beobachten. Im Vorfeld der Eisheiligen ist das jedoch immer ein Risiko. Insbesondere die Nacht vom 5. auf den 6. Mai sorgte in vielen Weingütern für Schlaflosigkeit. Die Wetterprognose kündigte Frost an, obwohl die Reben bereits ausgetrieben waren. Die Winzer wurden in der Mehrzahl jedoch verschont, kritische Temperaturen gab es nur bei Oberwesel. Danach entwickelten sich die Trauben sehr unterschiedlich – je nachdem, wo und wieviel es regnete. „Die Entwicklung der Trauben und Reben war in diesem Jahr am Mittelrhein sehr unterschiedlich und hing von der Wasserversorgung ab“, sagt Gerd Knebel vom Weinbauverband Mittelrhein. Der Sommer verlief für die Winzer hier überwiegend entspannt. Hitzewellen wie im Vorjahr blieben aus, ebenso Unwetter. „Erfreulich war, dass die Trauben in diesem Jahr in einem sehr zufriedenstellenden Gesundheitszustand geerntet werden konnten“, so Knebel weiter. Eine aufwendige Selektion bei der Handlese wie im Vorjahr sei in diesem Jahr selten erforderlich gewesen. Insgesamt wird die Erntemenge wahrscheinlich bei 31.000 Hektolitern liegen und damit rund 11 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt.

Mosel8.744 Hektar

Wenn Moselaner von einem „neidischen Herbst“ sprechen, beschreiben sie die sehr unterschiedliche Verteilung von Erträgen und Qualitäten innerhalb des Anbaugebiets. Die Mosel schlängelt sich über 230 Kilometer durch die Weinlandschaft und oft findet man nach jeder Schleife eine andere Situation vor. So kann es sein, dass ein Winzer den Jahrgang seines Lebens einfährt, während der Kollege wenige Dörfer weiter nahezu leer ausgeht. Nur eines hatten alle gemeinsam: Es war das dritte Jahr in Folge, das von langanhaltender Trockenheit geprägt war. So kam es vor allem auf die Regenmenge an, ob ein Weingut zu den Gewinnern oder Verlieren dieses Herbstes zählen konnte. „Es gibt deutliche lokale Unterschiede. Allerdings dürften die meisten Winzer zufrieden sein“, sagt Stefanie Vornhecke, Vizepräsidentin des Weinbauverbandes. Gerade nach dem außergewöhnlich schwachen Vorjahr 2019 liegt die Erntemenge in diesem Jahr mit geschätzten 813.000 Hektolitern zehn Prozent über dem langjährigen Mittel. Und zumindest ein Gutes hatte die Trockenperiode: Mit Krankheiten in den Weinbergen hatten die Moselwinzer in diesem Jahr wenig Probleme. Sie konnten somit kerngesunde Trauben mit moderater Säure lesen. Die Moste versprechen sehr moseltypische Weine mit intensiver Aromatik und fruchtigem Charakter. Das kommt vor allem einem typischen Moselweinstil entgegen: Das Jahr 2020 bot perfekte Bedingungen für den Kabinett. Freunde dieses leichtfüßigen, fruchtbetonten Weinstils können sich auf einen besonders guten Jahrgang freuen.

Nahe 4.239 Hektar

Als „Triple A“ bezeichnete der Weinbaupräsident der Nahe, Thomas Höfer, das Jahr 2020: Sowohl Menge und Qualität als auch die Anbaubedingungen waren außergewöhnlich gut. Diese Kombination ist selten. An der Nahe gab es so gut wie keine Spätfröste und wenig Hagel. Die Trauben hatten relativ früh hervorragende Mostgewichte erreicht und waren absolut gesund und ausgereift. Die Nahe-Winzer ernteten mit geschätzten 339.000 Hektolitern sieben Prozent mehr als im langjährigen Mittel. Die meisten Betriebe starteten rund eine Woche früher als sonst in der zweiten Septemberwoche in ihre Lese. Und auch hier spielte das Glück mit: Viele Betriebe hatten ihre Trauben eingefahren, bevor im September eine nasse Periode begann, die die Traubengesundheit gefährdet hätte. In den Vormonaten gab es jedoch wie in allen Anbaugebieten zu wenig Niederschlag. Vor allem junge Pflanzen, deren Wurzeln noch nicht so tief verankert sind, bekamen durch fehlenden Regen Trockenstress. „Wir brauchen Forschungen für Rebzüchtungen, die mit diesen Bedingungen besser zurechtkommen“, sagt Höfer.

Pfalz23.684 Hektar

Das Glück der Pfälzer zeigte sich bereits im Frühjahr. Die Vegetation konnte sich bei milden Temperaturen ohne Frostschäden entwickeln. Die ersten grünen Triebe sprießten neun Tage früher als in den Vorjahren. Die überdurchschnittliche Wärme zog sich wie ein roter Faden durch die darauffolgenden Monate. Alle Entwicklungsstadien in den Weinbergen begannen früher und verliefen zügiger als gewohnt. Im Juli jedoch führte eine mehrtägige Hitzeperiode zu Sonnenbrandschäden an den Trauben. Auch der Spätsommer war trocken, sodass die Winzer in Ruhe und in den meisten Fällen ohne Zeitdruck lesen konnten. Eine Ausnahme bildeten die Burgunder: Hier war Schnelligkeit gefragt, damit die Mostgewichte und damit die Alkoholwerte nicht zu hoch wurden. Der Vorteil der Trockenheit war auch in diesem Anbaugebiet, dass es keine Krankheiten gab. Mit voraussichtlich 2,3 Millionen Hektolitern fuhren die Winzer eine Ernte ein, die sechs Prozent über der Durchschnittsmenge der letzten zehn Jahre lag. Durch den gesunden Zustand der Trauben können sie auf eine perfekte Qualität im Keller blicken: Die Pfälzer Weine aus 2020 zeigen sich schon heute konzentriert, gut strukturiert, mit reifer Frucht und hoher Farbdichte, was insbesondere den Rotweinen zu Gute kommt.

Rheingau 3.185 Hektar

Der Rheingau zählt ebenfalls zu den wenigen deutschen Anbaugebieten, in denen sich die Winzer in diesem Jahr über eine überdurchschnittliche Erntemenge freuen konnten. Sie lag mitgeschätzten 251.000 Hektolitern 20 Prozent über dem langjährigen Mittel. Die Jahrgangsbilanz der rechtsrheinischen Winzer ist die eines ganz besonderen Weinjahres, welches bereitsmit einer vorgezogenen Vegetationsperiode begann. So konnten die Rheingauer die zweitfrühste Blüte seit Aufzeichnungsbeginn beobachten – sie lag 16 Tage vor dem 30-jährigen Mittel. Dies verlagerte sämtliche Entwicklungs- und Arbeitsschritte nach vorn und resultierte in sehr einer frühen Lese. Bereits Mitte September begann die Lese für den Riesling, was für den Rheingau eher ungewöhnlich ist. Gleichzeitig konnten die Weingüter unter idealen Wetterbedingungen arbeiten. Der Herbst verlief ruhig und entspannt, ohne Zeitdruck durch Fäulnis. „Wir können mit dem gesunden, aromatischen Lesegut sehr zufrieden sein“, so Präsident Peter Seyffardt über die Qualität. Der einzige Wermutstropfen des Jahres war, wie in anderen Anbaugebieten auch, der Trockenstress insbesondere in jüngeren Anlagen.

Rheinhessen 26.860 Hektar

Auch im größten deutschen Weinanbaugebiet zählte in diesem Jahr vor allem der fehlende Niederschlag zu den größtenHerausforderungen. Der Regen verteilte sich sehr unterschiedlich auf die Region, doch gab es überall deutlich zu wenig – und das bereits im dritten Jahr in Folge. „Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass auch im Weinbau das Thema Bewässerung zukünftig an Bedeutung gewinnen wird“, sagt Bernd Kern, Geschäftsführer des rheinhessischen Weinbauverbandes. Die Witterung habe jedoch auch gute Seiten mit sich gebracht. Die seit einigen Jahren gefürchtete Kirschessigfliege machte auch 2020 keine Probleme. Die Erntemenge war mit geschätzten 2,45 Millionen Hektolitern durchschnittlich und entsprach nahezu exakt der des Vorjahres. „Dieses Ergebnis spiegelt aber nicht die niederschlagsabhängigen, teilweise deutlichen Ertragsschwankungen wider“, sagt Kern. Qualitativ reiht sich 2020 in die soliden Vorgänger-Jahrgänge ein. Durch den gesunden Traubenzustand zeigen die Jungweine eine klare Aromatik und trotz der hohen Temperaturen im Spätsommer ausreichende Säurewerte. Die Witterung kam vor allem den Rotweinen entgegen, die perfekt ausreifen konnten. Sie präsentieren sich schon heute mit kräftigem Tannin und tiefroter Farbe.

Saale Unstrut 798 Hektar

Im Anbaugebiet Saale Unstrut weiß man genau, was Cool Climate heißt – mit allen Vor- und Nachteilen. Die Region befindet sich im Vergleich zu den anderen Anbaugebieten besonders weit nördlich und hat dadurch oft mit kühleren Bedingungen zu kämpfen. In diesem Jahr zeigten sich diese von ihrer unschönen Seite. Ein Frost Mitte Mai verursachte erhebliche Schäden. „Es hat an Ecken Frost gegeben, wo es noch nie Frost gab“, sagt der Präsident des Weinbauverbandes Hans Albrecht Zieger. Die Folgen zeigten sich dann im Herbst: Mit voraussichtlich 32.000 Hektolitern ernteten die Winzer rund 30 Prozent weniger als in Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Damit würde 2020 selbst das bereits magere Jahr 2019 um 14 Prozent unterbieten. Doch trotz enttäuschender Quantität versprechen die Jungweine aus Saale-Unstrut eine hohe Qualität. Dank des besonderen Klimas am 51 Breitengrad ist der Charakter der Saale-Unstrut-Weine unvergleichbar spritzig, geradlinig und lebendig.

Sachsen 493 Hektar

Mitte April konnte man in Sachsen vielerorts eine mysteriöse Beobachtung machen: Nachts brannten in manchen Weinbergen Kerzen und kontrollierte kleine Feuer. Die Winzer hatten sie zum Schutz gegen die Frostnächte angezündet. Denn die Reben waren bereits ausgetrieben und somit den kalten Temperaturen schutzlos ausgeliefert. Andere Winzer versuchten, mit kleinen Windrädern in den Weinbergen die eiskalte Luft am Boden mit wärmeren Schichten darüber zu vermischen. Leider retteten derlei Maßnahmen nur einen kleinen Teil der Trauben, den ansonsten gab es im ganzen Anbaugebiet teils kräftige Frostschäden. Im Sommer trafen auch noch lokale Unwetter mit Hagel die Weinberge, dazu kam die für 2020 typische Trockenheit. Es war wahrlich kein einfaches Jahr für Sachsens Winzer. Die Folgen zeigten sich schließlich im Herbst: Die Lesemenge lag nach der letzten Schätzung bei einer Weinmosternte von 21.000 Hektolitern 19 Prozent unter der Vorjahresmenge und fünf Prozent unter dem langjährigen Mittel. Ein Trost für die meisten Winzer war die Qualität der Trauben. Die Jungweine zeigen sich bereits ausgesprochen ausbalanciert und harmonisch. So wird der Sachsenwein aus dem Jahr 2020 zu einer noch größeren Rarität, als er ohnehin schon ist

Württemberg 11.394 Hektar

Die Württemberger Winzer wurden in diesem Jahr teilweise von Spätfrösten im Mai getroffen. In manchen Weinbergen sind alle Triebe erfroren. So waren die Rebanlagen von Beginn an geschädigt, was sich in der der Erntemenge des Anbaugebiets widerspiegelte. Sie liegt geschätzt bei 894.000 Hektolitern und damit rund zwei Prozent unter der bereits kleinen Ernte aus 2019. Im Vergleich zum langjährigen Mittel entspräche dies einem Minus von rund zehn Prozent. Dafür kam das warm-trockene Wetter dem Rebsortenspiegel des Weinbaugebiets entgegen. In Württemberg wachsen zu über 70 Prozent Rotweine, die unter sonnig-trockenen Bedingungen perfekt reifen. „Wir dürfen uns auf Rotweine mit langer Lagerkapazität freuen“, sagt Hermann Morast, Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg. Auch die Weißweine spiegeln die tolle Qualität des Leseguts wider, das mit hohen Zuckerwerten kerngesund geerntet wurde. Entsprechend hocharomatisch und intensiv fruchtig präsentieren sich die Jungweine, was für viele Sorgen und Herausforderungen entschädigt. „Das Jahr 2020 bleibt uns als ein Jahr mit sehr guten Qualitäten in Erinnerung“, sagt Morast

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