Neues Einbauverfahren für große Höhen und weite Strecken im Holzhochhaus „Roots“.
Das von GARBE Immobilien-Projekte realisierte Holzhybrid- Hochhaus „Roots“ ist mit einer Höhe von 65 Metern das höchste Holzgebäude Deutschlands und ein Vorzeigeprojekt des urbanen Holzbaus. Bei der Umsetzung der erhöhten Schallschutzanforderungen im Gebäude setzte die ausführende Fachfirma auf eine innovative Technologie – wichtiger Bestandteil dabei ist das neue Spezialbindemittel Prefab Floor 2K von Remmers.
Wohnen und Arbeiten in der Hafen City
Als neuer Teil der Hafen City liegt das „Roots“ auf einem ca. 3.200 Quadratmeter großen Areal im Elbbrückenquartier – dem östlichsten Bereich des aufstrebenden Quartiers im Bezirk Hamburg-Mitte. Das von GARBE Immobilien-Projekte GmbH in Zusammenarbeit mit der Deutschen Wildtier Stiftung entwickelte Gebäude besteht aus einem 18-stöckigen Hochhaus und einem angrenzenden siebengeschossigen Riegelbau. Die Obergeschosse beherbergen 181 Wohnungen sowie Büroflächen der Deutschen Wildtier Stiftung. Ausgeführt wurde der Neubau in Holz-Beton-Hybridbauweise. Dabei sind alle Obergeschosse mit tragenden Decken und Innenwänden aus Massivholz errichtet worden – lediglich das Unter-, Warft-, Erd-, 1. – und 2. Obergeschoss, die Brandwände sowie die Erschließungskerne wurden als Stahlbeton-Konstruktion ausgeführt. Auch an der Fassade ist Holz zum Einsatz gekommen – diese wurde mit einer horizontalen Holzschalung mit vorgelagerten Galeriegängen sowie einer raumhohen Verglasung mit Schiebeelementen realisiert. Eine zweite Fassade aus Glas sichert den Brand-, UV- und Feuchteschutz.
Körper- und Trittschalldämmung für Höhen bis 150 Meter
Als Herausforderung erwies sich die Realisierungeiner effizienten Körper- und Trittschalldämmung auf den25 Zentimeter starken Holzdecken. Unter anderem habenHolzdecken eine geringere Masse als Betondecken und sind elastisch und schwingungsanfällig.
Dies führt zuvergleichsweise schlechteren Körper- und Trittschallwertenund erforderte – im Sinne eines optimalen Wohnkomfortsin den hochwertigen Wohnungen des „Roots“– einen speziellen Fußbodenaufbau. Vor diesem Hintergrundkamen Projektentwickler Amin Sheidany, InvestorMike Wohlmeier und Maschinenbauingenieur MartinMaier ins Spiel. Im Team haben die drei eine neuartigeTechnologie zur effektiven Realisierung von Körper- und Trittschalldämmungen (elastisch gebundene Schüttung)vorzugsweise im mehrgeschossigen Holzbau – entwickeltund planen aktuell die Gründung eines darauf spezialisiertenUnternehmens. Dazu erläutert Amin Sheidany:„Unsere zum Patent angemeldete Technologie ermöglichteinen effizienten und wirtschaftlichen Einbau desMaterials in Höhen bis zu 150 Metern und ist besonders schnell. Wir schaffen bis zu 300 m² pro Tag und das auch bei Schichtstärken bis 10 cm.“

Das zweikomponentige reaktive Spezialbindemittel Prefab Floor 2K wird in einer Mischeinheit zusammengemischt und über einen Schlauch in die entsprechende Etage gepumpt. Bildquelle: © BAUBILD/Stephan Falk (4)
Prefab Floor 2K: Reaktives Spezialbindemittel
Beim „Roots“ wurde das Material fürdie Körper- und Trittschalldämmung in einem ausgeklügeltenVerfahren per Hochdruck über ein zweigeteiltesSchlauchsystem vom Fuße des Gebäudes in die jeweiligeEtage gepumpt. In einem Schlauch wurde grobkörnigerBasaltsplit gefördert, im anderen das bereits gemischte2-komponentige Spezialbindemittel Prefab Floor 2K vonRemmers.

Der Basaltsplit wird von einem Silo per Schlauch nach oben gepumpt. Bildquelle: © BAUBILD/Stephan Falk
Beide Materialien wurden – im Mischverhältnisexakt auf die gewünschten Anforderungen und dasbenötigte Schalldämmmaß eingestellt – auf der jeweiligenEtage in einem Rohr zusammengeführt und auf denHolzdecken verteilt, angestampft und abgezogen. MikeWohlmeier erklärt: „Da das lösemittelfreie Prefab Floor 2Kreaktiv abbindet, konnten wir die gewünschte Schichtstärkevon 10 Zentimetern in nur einem Arbeitsgangaufbringen. Nach Durchtrocknung ist das Material nachdrei Tagen wieder begehbar und spätestens nach siebenTagen können die Arbeiten fortgesetzt werden – dasspart viel Zeit und somit Kosten im Bauablauf.“ Im „Roots“ konnten die Verarbeiter durch das intelligente Verfahren eine Etage mit ca. 640 Quadratmetern in zwei Tagen fertigstellen – bei bis zu acht Wohnungen pro Etage.

Auf der Etage angekommen, werden beide Komponenten über Schläuche in ein großes Rohr geführt, gemischt und gemeinsam auf den Boden aufgeblasen. Bildquelle: © BAUBILD/Stephan Falk
Ein weiterer Vorteil der neuen Körper- und Trittschalldämmung: Anders als beim Estrich ist kein zusätzlicher Wassereintrag erforderlich – eine feuchtigkeitsbedingte Schädigung der Holzsubstanz ist somit ausgeschlossen. In den nächsten Arbeitsschritten erfolgte auf der elastisch gebundenen Splittschüttung der Einbau einer mineralischen Trittschalldämmung, einer Tackerfolie einschließlich einer Fußboden-heizung, Estrich und der Parkett- bzw. Fliesenboden.
Zukunftsweisende Körper- und Trittschalldämmung.
An der Entwicklung der neuen Körper- und Trittschalldämmung hat Remmers entscheidend mitgewirkt. Holger Klenke, Leiter des Bereich Prefabricated Housing/Modular Construction bei Remmers, sieht riesige Potenziale: „Überall, wo in größeren Projekten Holzdecken eingebaut werden, sehen sich die Planer mit der Problematik des erhöhten Schallschutzes konfrontiert. Hier bietet die neue Technologie mit unserem Prefab Floor 2K nicht nur die Möglichkeit der Verarbeitung in großen Höhen, sondern lässt sich auch schnell und wirtschaftlich einbauen.“
Projekttafel

Die geforderten 10 cm Schichtstärke ließen sich in nur einem Arbeitsgang aufbringen – knapp 300 m2 Trittschalldämmung konnten an einem Tag realisiert werden. Bildquelle: © BAUBILD/Stephan Falk
Kategorie | Informationen |
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Bauherr | GARBE Immobilien-Projekte GmbH, Hamburg |
Architekten | Störmer Murphy and Partners GbR, Hamburg |
Planung elastisch gebundene Schüttung | Amin Sheidany |
Verarbeiter | Wohlmeier GmbH, Elmshorn |
Maschinentechnik | GIEMA GmbH, Buggingen |